Liebe Freunde in Fern und Ferner,
Winterzeit bedeutet Gartenpause und ermöglicht Computerzeit. Nein, es ist wirklich niemals langweilig auf unserer Insel!
Nun will ich euch eine der besten Geschichten des Jahres 2015 erzählen: Unser erster Bienenschwarm ist eingezogen!
Bereits im Frühjahr habe ich einen Imkerkurs besucht und dann meine Ausrüstung besorgt (Anzug, Handschuhe, Stockmeißel, Besen, Lüftungsgitter…) und mich über die verschiedenen Bienen-Behausungen informiert. Mir war von Anfang an klar, dass das Imkern in der klassischen Form (in stapelbaren [Styropor-] Kisten ) für mich nicht in Frage kommt. Aus unterschiedlichen Gründen. Hauptgrund ist dass ich den Honiggewinn nicht als Hauptgrund für die Imkerei sehe und wenn ich nur 5kg Honig/Stock bekomme, reicht mir das (üblich sind 10-25 kg). Hinzu kommt der Gewinn an Bienenwachs – ich freue mich schon sehr auf unsere ersten Bienenwachskerzen 🙂
Ein paar Bücker, Blogs und Gespräche später habe ich mich auch aus rein praktischen Baugründen für die „kenianische Oberträgerbeute“ oder „Top-Bar-Hive“ entschieden. Kann man im Web einiges zu nachlesen.
Zuerst hieß es also die Beute zu bauen, danach die Wachsstarter an den Oberträgern anzubringen und schlussendlich noch mit bienenfreundlicher Farbe zu streichen (hilft bei der Orientierung) .
In Ermangelung von Leimholzplatten, haben wir handelsübliche sägeraue Bretter genommen und diese an den Außenseiten verbunden.
Im Großen und Ganzen sind die Maße des Top-Bar-Hive recht flexibel, allerdings nicht die der Oberträger. Die müssen exakt 35mm breit sein (weil dann genau 2 Waben+Wabengasse an einen Oberträger passen) – was witzigerweise der durchschnittlichen deutschen Dachlattte entspricht. Vor Ort war das leider mühsamer und musste aus anderen Latten zugeschnitten werden.
Weiter geht’s mit dem Boden aus bienengeeignetem Drahtgitter.
Zu guter Letzt kommt Farbe ins Spiel – angerührt aus klatgepresstem Leinöl + Pigmenten. Vorher ein Anstrich mit ausschließlich Leinöl.
Und dann kam schon der große Tag – plötzlich stand unsere Nachbarin vor der Tür (die bisher einzige Imkerin der gesamten Insel), weil ein Bienenschwarm in den Schornstein unserer Nachbarn einziehen wollte. (Bienen lieben Schornsteine)
Also hab ich am wärmsten und sonnigsten Wochenende des Jahres den Anzug angezogen, Gummistiefel dazu, und los ging die fröhliche Jagd.
Reichlich spektakulär startete es damit, dass die Bienen in den Schornstein der Sauna eingezogen waren, daher hatten die Nachbarn schon angefangen Feuer zu machen (=finden die Bienen doof und ziehen wieder aus) – in der Sauna waren also >50°. Dumm nur, dass die Bienen gar nicht im Zug des Ofens saßen, sondern im Lüftungsschacht – als wir vor Ort waren war es schon war der Ofen schon warm. Also Türen zu – weil die Bienen auch in der Sauna waren, aber sich nicht im Haus verteilen sollten – und mit dem Smoker Rauch erzeugt, auf der wackeligen Bank der Sauna stehend, den Arm zur Decke Richtung Lüftungsgitter haltend versteht sich.
Sauna auf Finnisch – ganz neu definiert.
30 Minuten und viele Schweißtropfen später – beschloss der Schwarm unter großem Summen wieder auszuziehen. So ein Schwarm ist wirklich ein spektakulärer Anblick.
Nach einer weiteren halben Stunde hatte er sich dann im Baum gesammelt und ich konnte ihn mit samt einem Ast einfangen.
Am späten Abend habe ich den Schwarm dann in die Beute eingeschlagen und gehofft, es würde ihnen gefallen.
Dann der Schreck am nächsten Tag – wieder ein Schwarm bei den Nachbarn! Wieder am Schornstein, wobei sie diesmal durch frühes Einheizen in die Kiefern neben dem Gehöft. Leider 6 m hoch.
Das Programm lautete dann also auf der Leiter erst sprühen, dann sägen – und nein – man kam nicht bequem daran, sondern wir mussten eine „Säge am Stil“ verwenden.
Mehrere Stunden später waren dann noch die letzen Biene vertrieben – und meine Erleichterung groß, dass nicht einfach unser Schwarm wieder ausgezogen ist!
Nach einer Woche der erste Check, ob auch brav mit Bautätigkeit begonnen worden war…
Und dann noch 2 Mal während des Sommers um zu sehen, wie die Baufortschritte sind, aber auch um die Königin zu käfigen und zu markieren.
Im ersten Jahr gibt es keine Ernte, aber sicherheitshalber habe ich noch ordentlich zugefüttert, damit die Damen den kalten Winter gut überstehen.
Ich freu mich schon aufs nächste Jahr und gerade haben wir alles für einen zweite Top-Bar-Hive eingekauft – diesmal sogar mit Guckfenster! 🙂
Ich hoffe also, dass alles gut geht und unsere Besucher im nächsten Sommer bereits eigenen Hasslebo-Honig kosten dürfen!
Herzliche Grüße an die hoffentlich noch immer treue Leserschaft – da der Winter scheinbar erst so richtig loslegt habe wir in nächster Zeit (ziemlich) sicher mehr Zeit um weitere Artikel zu verfassen – ihr dürft uns gerne wieder daran erinnern 😉
Eure (aktuell sehr frierende) Marie